Sicherheit vor Gentechnik
Sicherheit vor Gentechnik
Sicherheit vor Gentechnik durch neues Finanzierungsmodell für die ökologische Züchtung
Bei einer Kick-off-Veranstaltung auf dem Dottenfelder Hof in Bad Vilbel hat die Spielberger Mühle zusammen mit Partner-Landwirten und Getreide-Züchtern die Weichen gestellt für eine zukunftssichere biologische Getreidezüchtung und damit für den Schutz vor ungewollter Gentechnik in biologisch erzeugtem Getreide.
Die Qualität von Bio- bzw. Demeter-Produkten beginnt mit der Auswahl des besten Rohstoffs. Doch die Zukunft von hochwertigem, gentechnikfreien Getreide ist in Gefahr.
Deregulierung der Gentechnik
Seit die Europäische Union eine Deregulierung des Gentechnik-Gesetzes (siehe Kasten) beschlossen hat, ist zu befürchten, dass gentechnisch verändertes Getreide überall hineingelangen kann, ohne dass dies erkennbar ist. Konventionelles Saatgut wird zukünftig nicht mehr klar als gentechnikfrei zu erkennen sein. Sicherheit vor alten und neueren Gentechnik-Verfahren bieten dann nur noch Sorten von Getreidezüchtern, die ausschließlich mit traditionellen Züchtungsmethoden arbeiten und nur mit Sorten weiterzüchten, die ausschließlich mit traditionellen Züchtungsmethoden bearbeitet wurden. Aus unserer Sicht kann dies nur die biodynamische Züchtung gewährleisten.
Dringender Handlungsbedarf
Die Bio-Landwirtschaft muss heute sicherstellen, dass in den kommenden Jahren ausreichend an die jeweiligen Standorte angepasste, biologisch gezüchtete Getreidesorten zur Verfügung stehen. Bei Weizen und Dinkel gibt es bereits eine Vielzahl an ökologischen Sorten. Anders ist die Situation allerdings bei anderen Getreidearten wie beispielsweise Roggen oder Hafe. Hier sind in naher Zukunft verstärkte Anstrengungen erforderlich.
Erheblicher Finanzierungsbedarf
Die Züchtung biodynamischer Getreidesorten dauert 10 bis 15 Jahre, denn die Züchter arbeiten ausschließlich auf dem Feld. Bis eine verwertbare Sorte entwickelt werden kann, sind sehr viele Vegetationsperioden erforderlich. Die Kosten für diese Züchtung können durch den Verkauf des Saatguts und durch Nachbau-Gebühren nur zu 10–15% gedeckt werden. Die aktuelle finanzielle Unsicherheit führt bei den Züchtern zur „Züchtung mit der Handbremse“. Deshalb ist es das Ziel so schnell wie möglich alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Neues Finanzierungsmodell setzt Maßstäbe
Die Spielberger Mühle unterstützt bereits seit vielen Jahren die biodynamische Züchtung durch finanzielle Zuwendungen und durch Anbau- und Verarbeitungsversuche in Zusammenarbeit mit den Partnerlandwirten. Mehr dazu steht hier. (Link zur Seite Biodynamische Züchtung) Bei einer Kick-off-Veranstaltung auf dem Dottenfelder Hof, an der sich verschiedene Züchter, Partnerlandwirte und Mitarbeiter:innen der Spielberger Mühle beteiligten, sicherte die schwäbische Mühle nun eine erhebliche Ausweitung der Finanzierung auf Basis der verarbeiteten Getreidemengen zu. Das dabei entwickelte Finanzierungsmodell ist beispielhaft. Ziel ist es nun, so schnell wie möglich Hersteller und Landwirte aus der Branche für die Beteiligung an der Finanzierung der ökologischen Züchtung nach diesem Modell zu gewinnen. Dazu ist eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit erforderlich.
Was ist Neue Gentechnik
Im Frühsommer 2024 hat das Europäische Parlament eine weitgehende Deregulierung des Gentechnikgesetzes beschlossen. Dies betrifft vor allem die so genannte Neue Gentechnik (NGT). Hierbei erfolgt ein gezielter technischer Eingriff direkt in das Genom. Da die Übertragung von Genabschnitten allerdings innerhalb einer Art erfolgt und dabei auf wenige Basenpaare beschränkt ist, wird diese Technik in der Öffentlichkeit meist verharmlost.
Die Bio-Branche ist sich einig, dass sie auch solche gentechnischen Veränderungen nicht haben möchte. Dies sicherzustellen wird aber immer schwieriger. Wenn das neue Gesetz der EU umgesetzt wird, können gentechnisch modifizierte Pflanzen ohne Risikoprüfung freigesetzt werden. Sie werden Pflanzen aus herkömmlicher Zucht gleichgesetzt. Ungeklärt ist noch, inwieweit NGT gekennzeichnet werden muss und wie mit Patenten umgegangen werden soll.
Fachleute aus der Bio-Branche – darunter auch biodynamische Züchter – fürchten gesundheitliche Risiken für Mensch, Tier und Natur, weil die Pflanzen völlig ohne Risikoprüfung in die Umwelt gelangen. Sollten – was derzeit diskutiert wird – diese NGT-Sorten nicht gekennzeichnet werden müssen, so kann eine Einmischung in den Ökolandbau nur noch durch Positivlisten verhindert werden. Dazu braucht es ausreichend ökologisch gezüchteter Sorten.
Öko-Züchter, Öko-Landwirte und Öko-Hersteller sind sich einig, dass man an dem Massenversuch Gentechnik in Natur und Lebensmitteln nicht teilnehmen will. Die ökologische Saatgutzüchtung gewinnt dadurch eine völlig neue Dimension. Aus diesem Grund kommt dem Aufbau eines neuen Finanzierungssystems für Sorten aus biologischer Züchtung eine große Dringlichkeit zu.